Der Winker

 Der Winker ist tot - Es lebe der Winker

Sind Sie in der glücklichen Lage, einen Wagen zu besitzen, der noch die alten Winker hat? Ja? Und die funktionieren prinzipiell auch noch? Und ist es Ihnen auch so ergangen, wie vielen anderen, dass die Winker still gelegt werden mussten, als der Blinker Anfang der 60er Jahre Vorschrift wurde? Und wurde in Ihr Auto auch zusätzlich noch Ende der 60er Jahre eine Warnblinkschaltung eingebaut? Klar, denn sonst wäre das alte Familienstück ja wohl auf dem Schrott gelandet und niemals durch den allgewaltigen TÜV gekommen.


Allgemeines

Aber um es gleich vorwegzunehmen, diese Winker dürfen heute wieder in Betrieb genommen werden. Das wurde mir auf Anfrage vom TÜV Bayern am 03.08.1999 schriftlich bestätigt (Zeichen SU4-MUC/Msch, eine Kopie des Schreibens kann bei mir angefordert werden). Allerdings müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden, die ich im Folgenden aufführen möchte.

Heute gilt der Winker nur als zusätzliches Element für die Fahrtrichtungsanzeige, (so die Formulierung des TÜV), mit anderen Worten, er darf nicht allein, sondern nur mit einer vorschriftsmäßigen Richtungs- und Warnblinkeinrichtung nach § 53a und 54 StVZO eingesetzt werden. Vielleicht ändert sich das irgendwann wieder mal, aber momentan ist es nun mal so. Die Originalitätsfanatiker (ich zähle mich auch dazu) mögen mich deswegen bitte nicht steinigen!

Nachdem der Winker als zusätzliches Element zum Blinker zugelassen ist, darf er kein Dauerlicht abgeben, wenn er ausgefahren ist. Durch die Konstruktion bedingt ist das ohne Eingriff nicht möglich. Der Eingriff ist aber relativ harmlos und kann, wenn er vorsichtig durchgeführt wurde, bei Bedarf jederzeit rückgängig gemacht werden. Ich habe das selbst schon mehrfach praktiziert.
Als dritte Forderung muss der Winker gelbes Licht abgeben. Das ist aber meiner Meinung nach auch bei den früheren rötlich-orangen Winkern gegeben, bleibt aber leider Ermessenssache des jeweiligen Prüfers.

Nachdem Anfang der 60er Jahre die Winker verboten wurden und sich die Blinker durchsetzten, war es meistens auch um die Einkammer-Schlussleuchten geschehen. Fast alle Fahrzeugbesitzer rüsteten damals auf die "modernen" ovalen Dreikammerleuchten um und ließen sich auf den vorderen Kotflügeln die verchromten Blinkleuchten montieren. Das gab den Käfern zudem ein "moderneres" Aussehen. Löcher wurden ins Blech gebohrt, zusätzliche Kabel wurden gezogen, die Leitungen zu den Winkern und die Meldeleitungen zur Kontrollampe wurden abgezwickt. Die Werkstätten boten sogar komplette Umrüstsätze an. Heute lacht man vielleicht über solche Massnahmen unserer Väter, aber handeln wir nicht noch viel schlimmer, wenn wir einen schönen Ovali so "tunen", dass er nur noch aus der Originalkarosserie besteht und sich darunter eine nahezu vollständige Porschetechnik schamhaft verbirgt?

Aber zurück zu den Winkern. Wie schon gesagt, muss ein kleiner Eingriff vorgenommen werden. Um die Lampe zum Blinken zu bringen, muss sie elektrisch von der Spule getrennt und durch eine eigene Leitung an das Blinkrelais angeschlossen werden. Die Leitung ist im Allgemeinen vorhanden, denn wir verwenden die Rückmeldeleitung (blau), die im Originalzustand mit der Winker-Kontrolleuchte im Armaturenbrett verbunden war und die ordnungsgemäße Funktion des Winkers gemeldet hat. Diese Leitung wurde durch einen Kontakt, der vom Anker der Winkerspule betätigt wurde, auf Masse gelegt, damit die Lampe aufleuchtete. Den Kontakt müssen wir unwirksam machen, indem wir ihn von der Nadel an der Unterseite des Ankers etwas wegbiegen. Zusätzlich kann man ihn noch mit Schrumpfschlauch isolieren, was aber meist nicht erforderlich sein dürfte. An den Schraubanschluss löten wir das freigelegte Ende des Drahtes, der zur Lampe im Arm führt.

Der Richtungsschalter wird wie früher mit Leitung 15 (geschaltene B+) verbunden, die Spulen der Winker werden wie im Original an den Richtungsschalter angeschlossen (Leitung L, R). Um die jeweiligen Richtungsblinker einzuschalten, müssen wir für jede Seite getrennt ein Relais einbauen. Dabei müssen wir unterscheiden, ob wir eine Dreikammer- oder eine Einkammer-Rückleuchte haben. Zusätzlich muss die Warnblink-Funktion berücksichtigt werden. Der Anschluss der vorderen Blinker ist in beiden Fällen gleich.
1. Die Dreikammer-Rückleuchte

Bei der Dreikammer-Rückleuchte führt bereits je eine getrennte Leitung zu den Blinklampen. Deshalb kommen wir mit 2 einfachen Arbeitsstrom-Relais aus. Wenn man die kleinen Relais der Bauform V23016 von Firma Siemens (erhältlich bei Bürklin München oder bei mir) verwendet, passt die Schaltung bequem in ein Blechgehäuse Modell 2/A von Fa. Teko. Die Relais gibt es für 6V, 12V und 24V. Die Schaltung bleibt natürlich immer die gleiche, unabhängig von der Bordspannung. Die Schaltung kann immer in den Fällen angewendet werden, wo ein getrennt montierter Blinker vorhanden ist und keine Kombination mit anderen Leuchten angestrebt wird.

Abbildung 1 zeigt den Größenvergleich des kompletten Moduls mit einer Streichholzschachtel, Abbildung 2 zeigt die beiden Siemens-Relais, kombiniert mit einem elektronischen Zusatz, der normalerweise nicht erforderlich ist, in einem passenden Aluminium-Gehäuse der Firma Teko (Funktions- und Testmuster).

(Abbildung 1: Realisierung des Relaismoduls)

Die Schaltung 1 funktioniert folgendermaßen: Sobald die Zündung eingeschaltet ist, liegt an Leitung 15 Batteriespannung. Der Warnblinkschalter (WBS) sei nicht gezogen, somit liegt auch am Kontakt 49 Spannung. Wird nun der Richtungsschalter betätigt (L oder R), so wird die Spannung auf den jeweiligen Winker durchgeschaltet und er klappt aus. Gleichzeitig zieht das entsprechende Relais an (Leitung WL oder WR) und verbindet über den entsprechenden Arbeitskontakt die Blinklampen mit dem Kontakt 49a des Blinkrelais. Damit ist die Blinkfunktion eingeschaltet.

Wird der WBS betätigt, so wird über die Leitung 30 (ungeschaltene B+) auch bei ausgeschalteter Zündung an Kontakt 49 Spannung gelegt. Gleichzeitig werden die beiden Leitungen L und R parallel geschaltet und mit 49a des Blinkrelais verbunden. Somit blinken beide Seiten. Auch die Lampe im WBS und die Lampen in den Winkern blinken. Letzteres merkt aber keiner, weil die Arme nicht ausgefahren sind. Bei längeren Pannen wäre das auch tödlich, denn die Winker ziehen viel Strom (36 Watt!), die Spulen würden dadurch bald überhitzt und ein Durchbrennen, vielleicht sogar Schlimmeres, wären die Folge. Ausserdem wäre die Batterie viel schneller leer. Mit dieser Schaltung wird auch verhindert, dass die Winker im Rhythmus der Blinkfrequenz aus- und einklappen, denn das würde die Mechanik nicht lange mitmachen, einmal ganz abgesehen von dem Lärm.

2. Einkammer-Rückleuchte (Schaltung 2)

Wollen wir die alte Einkammer-Rückleuchte wieder verwenden, dann wird es kompliziert. Da gibt es ja nur eine Lampe (mit 2 Fäden) im Schlusslicht. Und auch nur eine Leitung zu den beiden Bremsleuchten ist vorhanden. Es muss also eine zusätzliche Strippe nachgerüstet werden. Ausserdem brauchen wir 3 Relais mit jeweils 2 Umschaltkontakten. Ich würde für L und R die Bauform LY2 der Firma Omron vorschlagen. Auch hier sind Versionen für 6V, 12V und 24V erhältlich. Aber auch jede andere Bauform, die mindestens 10 Ampere schalten kann und mit der entsprechenden Betriebsspannung arbeitet, die wir als Bordspannung haben, ist geeignet. Als Relais A genügt eine Bauform mit wesentlich geringerer Kontaktbelastung, denn damit müssen ja nur die Erregerströme von L und R geschalten werden (ca. 0,1 bis 0,2 Ampere).

Die Schaltung ist ähnlich wie bei der Dreikammer-Leuchte, jedoch die Anschaltung der Leuchten ist entsprechend komplizierter. Sämtliche Schalter und Relais sind im nichtbetätigten bzw. im nichterregten Zustand gezeichnet. Wie bei Schaltung 1 wird bei eingeschalteter Zündung über 15 und den ersten Kontakt des WBS Spannung an 49 des Blinkrelais gelegt. Bei einem Bremsvorgang schliesst der Bremslichtschalter und verbindet über die Kontakte R2 und L2 die Bremsleuchten BrL und BrR mit Spannung. Damit sind beide Lampen an Spannung und leuchten. Wird nun zusätzlich der Richtungsschalter betätigt, beispielsweise nach L, so erhält der Winker L Spannung und schwenkt aus. Gleichzeitig zieht das Relais L an, weil es über den Kontakt a1 des Hilfsrelais A mit Spannung versorgt wird. Die Kontakte L1 und L2 schalten um. Über L1 werden die vordere Blinkleuchte und die Lampe im linken Winker mit 49a des Blinkrelais verbunden. Sie blinken. Über den Kontakt L2 wird die linke Bremsleuchte vom Bremsschalter getrennt und wird ebenfalls mit 49a verbunden. Damit wird die Bremsleuchte zur Blinkleuchte. Äquivalent funktioniert das mit der Richtung R.

Bei Betätigung des WBS erhält das Blinkrelais seine Betriebsspannung von der Leitung 30. Über den Kontakt 49a erhält auch die Kontrollampe im Schalter Spannung. Über Kontakt L oder R (sind gleichwertig) wird das Hilfsrelais A erregt und zieht an. Mit Hilfe seiner beiden Kontakte a1 und a2 werden auch die Relais L und R mit Leitung WBS verbunden und sie ziehen an. Die Blinkleuchten vorn und die Bremsleuchten werden über die Kontakte L1, L2, R1, und R2 mit 49a verbunden. Damit sind beide Bremslichter zu Warnblinkleuchten geworden. Auch die Lampen in den Winkern blinken mit, was aber wiederum keiner sieht. Ein kleiner Schönheitsfehler existiert jedoch, der aber nicht gravierend sein dürfte: die Kontrolleuchte im WBS blinkt nicht sondern leuchtet dauernd. Grund dafür ist die interne Verdrahtung des WBS, denn die Lampe ist leider fest mit dem Kontakt 49a verbunden.
Wenn man einen WBS verwendet, der 2 Umschaltekontakte mit den Bezeichnungen 49, 15, 30 eingebaut hat, kann man diesen Nachteil vermeiden (siehe Schaltung 3). Dabei werden am Schalter die beiden Kontakte 49 mit einander verbunden. Der zweite Kontakt 30 wird mit den Kontakt WBS des Relaismoduls verbunden und der Kontakt 49a wird an 49a des Blinkrelais angeschlossen. Die Kontakte L und R bleiben unbeschalten. Damit blinkt die WBS-Lampe.
Dass die Winker bei Warnblinkbetrieb nicht ausfahren oder im Blinkrhythmus mitklappern, verhindert in Schaltungen 2 und 3 das Hilfsrelais A. Es trennt, sobald es erregt wird, beide Winker vom Warnblinkvorgang ab.

Was aber tun, wenn man einen Brezelkäfer besitzt? Der hat ja nur eine einzige Bremsleuchte in der Mitte der Motorhaube, die "Hakennase". Und als Schlussleuchten gibt es ja nur die beiden "Stecknadelköpfe" an den Kotflügeln, die nachts durch 5W-Birnen nur mühsam erhellt werden. Merkwürdig, früher hat das ausgereicht. Heute scheint ein Auto unsichtbar zu sein, wenn es nicht eine ganze blendende Lichtorgel am Heck mit sich führt!

Die eine Bremsleuchte in der Mitte ist laut StVZO in Ordnung. Wenn man aber auf die Originalität der "Stecknadelköpfe" nicht verzichten will, bleibt nur die Montage zusätzlicher Blinkleuchten vorn wie hinten unter Anwendung von Schaltung 1. Man sollte sie aber nicht aufs Blech schrauben. Ich habe schon schöne Beispiele gesehen, wo die Leuchten mittels kleiner Winkel an den Stoßstangenholmen durch angepasste Schellen befestigt wurden, ohne Löcher zu bohren. Das unterstreicht einerseits die Bereitschaft, die StVZO erfüllen zu wollen, andererseits nicht zuletzt die Neigung zur Originalität. Und das hilft in vielen Streitfällen beim TÜV. Gerade bei Oldtimern ist ja leider viel in den Ermessensspielraum des jeweiligen Prüfers gelegt.

Um das Blinkrelais bei Warnblinkbetrieb nicht zu überlasten, denn da muss es ja 4 oder bei Anhängerbetrieb sogar 6 Lampen schalten, empfiehlt sich die Verwendung des Universal-Blinkrelais der Firma Hella. Es ist auch für 6V verfügbar und funktioniert auf elektronischer Basis. Es ist für 1 bis 10 Lampen ausgelegt. Ich habe es erprobt (im schwarzen Käfer von Klaus v. A.) und war sehr begeistert davon. Erhältlich ist es - wie fast alles - beim Lang Hans in Velden.

Peter Hartig